4.2 Großwuchs infolge zu großer Wachstumspotenz der Knochen:

   4.2.1 Primordialer Großwuchs:

familiärer, konstitutioneller Großwuchs, keine Erhöhung der Wachstumshormonwerte, Skelettalter normal, Skelett- und Geschlechtsreifung normal, keine pathologischen Befunde. (6Quelle 6:
Keller,W/ Wiskott/ Vogt,D.: Lehrbuch der Kinderheilkunde. 2. Aufl. 1966 (u. weitere Aufl.) 
,8Quelle 8:
Lenz,W.: Wachstum und körperliche Entwicklung. Bierich,J.R.: Allgemeiner und partieller Riesenwuchs. In: Opitz/Schmid: Handbuch der Kinderheilkunde Bd. I/1, 1971 
,14Quelle 14:
Labhart,A.: Klinik der Inneren Sekretion. 3.Aufl. 1978. 
).
Der primordiale Großwuchs ist die mit Abstand häufigste Form. Es ist mir darüber keine Statistik bekannt. Wenn ich persönlich die Häufigkeit auf 99% zu schätzen wage, so möchte ich damit nur unterstreichen, dass die anderen Formen von Großwuchs/Riesenwuchs absolut und glücklicherweise selten sind.
Beim primordialen Großwuchs ist die Steigerung des Knochenwachstums direkt erblich bedingt. Wenn die Eltern groß sind, machen die Kinder es ihnen nach und legen noch einige Zentimeter hinzu. An und für sich ist dieser Großwuchs nicht behandlungsbedürftig, weil die betreffenden Individuen in jeder Beziehung gesund und normal entwickelt sind. Eine Hormontherapie bedeutet einen unphysiologischen Eingriff in einen biologischen Entwicklungsprozeß (13Quelle 13:
Stolecke,H.: Sexualhormonbehandlung zur Bremsung übermäßigen Längenwachstums junger Mädchen.
). Die Therapie mit dem weiblichen Sexualhormon Östrogen beim Mädchen und mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron beim Jungen in jeweils hoher Dosierung ist sozusagen ein Eingriff in die Mutter Natur.
Eine Wachstumsprognose von mehr als 1,85 m bei der Frau und von mehr als 2,00 m beim Mann gilt unter Medizinern zur Zeit als Indikation zur Hormontherapie, wenn dies vom Kind und den Eltern gewünscht wird.
Durch den Beschleunigungseffekt des Sexualhormons auf die Knochenreifung kommt das Längenwachstum früher zum Abschluss, und die vorausgesagte Erwachsenengröße kann durchschnittlich um 4-7cm reduziert werden (10Quelle 10:
a) Prader,A.: Wachstum und körperliche Entwicklung in der Adoleszenz.
b) Blunk,W.: Grundl. der Therapie des konstitutionellen Hochwuchses
c) Bierich,J.: Zur Oestrogenbehandlung des konstitutionellen Hochwuchses bei Mädchen. 
d) Prader,A.: Behandlung des Großwuchses. 
e) Steendijk: Nebenwirkungen. 
f) Blunck,W.: Zusammenfassung. ln: Monatsschrift für Kinderheilkunde, 123.Band, 1975 
). Im Einzelfall - je nach Beginn der Behandlung - können auch bis 10 cm eingespart werden.
Von den Gründen, warum man eine solche Behandlung evtl. vornehmen lässt, können wir alle mehr oder weniger ein Lied singen. Die Frage, bei welcher Längenvoraussage man behandeln soll, und bei welcher nicht, ist eine individuelle Sache (10Quelle 10:
a) Prader,A.: Wachstum und körperliche Entwicklung in der Adoleszenz.
b) Blunk,W.: Grundl. der Therapie des konstitutionellen Hochwuchses
c) Bierich,J.: Zur Oestrogenbehandlung des konstitutionellen Hochwuchses bei Mädchen. 
d) Prader,A.: Behandlung des Großwuchses. 
e) Steendijk: Nebenwirkungen. 
f) Blunck,W.: Zusammenfassung. ln: Monatsschrift für Kinderheilkunde, 123.Band, 1975 
). R. Steendijk ist der Meinung, dass man - der Nebenwirkungen wegen - eine Behandlung nicht unterlassen soll, wenn Eltern und Kind die zu erwartende Erwachsenengröße als sehr unangenehm empfinden und in dieser Meinung verharren (10Quelle 10:
a) Prader,A.: Wachstum und körperliche Entwicklung in der Adoleszenz.
b) Blunk,W.: Grundl. der Therapie des konstitutionellen Hochwuchses
c) Bierich,J.: Zur Oestrogenbehandlung des konstitutionellen Hochwuchses bei Mädchen. 
d) Prader,A.: Behandlung des Großwuchses. 
e) Steendijk: Nebenwirkungen. 
f) Blunck,W.: Zusammenfassung. ln: Monatsschrift für Kinderheilkunde, 123.Band, 1975 
).
Der günstigste Behandlungsbeginn ist etwa der Zeitpunkt, wenn mit ca. 11-13 Jahren die ersten Pubertätszeichen eintreten.
Nebenwirkungen während der Behandlung sind möglich:
beim Mädchen: Vorverlegung der Skelettreifung, Beeinflussung der Regelblutungen, Einfluss auf die sekundären Geschlechtsmerkmale, Verfärbung der Mamillen, Gewichtszunahme, mögliche Bildung von Striae (Streifenbildung), Unwohlsein, Brechreiz in der 1. Behandlungswoche. Eine spätere Beeinflussung der Fruchtbarkeit der Frau ist durch diese Therapie nicht wahrscheinlich.
beim Jungen: Vorverlegung der Skelettreifung, Einfluss auf die sekundären Geschlechtsmerkmale, Gewichtszunahme und Ödeme (Wassereinlagerung), Ausbildung einer in 20% der Fälle therapiebedürftigen Akne, psychische Veränderungen, gelegentlich Knochen- und Gelenkschmerzen, vorübergehender, begrenzter Haarausfall. Eine Verminderung der Fruchtbarkeit durch diese Therapie muss nach neueren Untersuchungen für möglich gehalten werden.
Bei beiden Geschlechtern ist zur Zeit über ein erhöhtes Krebsrisiko als Folge dieser Therapie nichts bekannt. Innerhalb eines 20-jährigen Zeitraumes wurde eine vermehrte Krebshäufigkeit nicht beobachtet. (10Quelle 10:
a) Prader,A.: Wachstum und körperliche Entwicklung in der Adoleszenz.
b) Blunk,W.: Grundl. der Therapie des konstitutionellen Hochwuchses
c) Bierich,J.: Zur Oestrogenbehandlung des konstitutionellen Hochwuchses bei Mädchen. 
d) Prader,A.: Behandlung des Großwuchses. 
e) Steendijk: Nebenwirkungen. 
f) Blunck,W.: Zusammenfassung. ln: Monatsschrift für Kinderheilkunde, 123.Band, 1975 
,20Quelle 20:
Erklärungs-/Informationsbogen der Universitäts-Kinderklinik Münster zur Hochwuchstherapie mit Hilfe von Hormonen, 1992 
)
Den Bedenken über die hohen Dosen hält Prader entgegen, dass in der Schwangerschaft der weibliche Körper ebenfalls von gewaltigen Östrogenmengen überschwemmt wird, ohne dass eine bleibende Schädigung erfolgt (10Quelle 10:
a) Prader,A.: Wachstum und körperliche Entwicklung in der Adoleszenz.
b) Blunk,W.: Grundl. der Therapie des konstitutionellen Hochwuchses
c) Bierich,J.: Zur Oestrogenbehandlung des konstitutionellen Hochwuchses bei Mädchen. 
d) Prader,A.: Behandlung des Großwuchses. 
e) Steendijk: Nebenwirkungen. 
f) Blunck,W.: Zusammenfassung. ln: Monatsschrift für Kinderheilkunde, 123.Band, 1975 
). Trotzdem muss man sagen, dass die Gefahrlosigkeit dieser Therapie nicht sicher erwiesen ist.

 

 
 
 

 
 



 

 

     

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